Wenn Fakten unter Druck geraten:
- Claudia
- 25. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Trump, Paracetamol & der Autismus-Mythos – Warum Prävention Wahrheit braucht

Der erste Blogpost nach der Sommerpause – und gleich ein Thema, das mich sofort herausgefordert hat. Vor wenigen Tagen behauptete Donald Trump, die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft könne Autismus beim Kind verursachen – und schob gleich noch Impfstoffe als „Gefahr“ hinterher. Aussagen ohne jede wissenschaftliche Grundlage. Sie sind längst widerlegt, aber sie erzeugen Schlagzeilen, verunsichern Menschen und schwächen das Vertrauen in Medizin und Prävention.
In Vorbereitung auf eine umfangreiche psychologische Prüfung befasse ich mich derzeit intensiv mit Autismus-Spektrum-Störungen – also auch ein Thema, das für mich aktueller kaum sein könnte. Hier eine kurze Einordnung: Autismus-Spektrum-Störungen sind komplexe neurologisch-entwicklungsbedingte Besonderheiten. Sie äußern sich sehr unterschiedlich – von frühkindlichem Autismus mit hohem Unterstützungsbedarf bis zu leichteren Ausprägungen wie beim Asperger-Syndrom. Gemeinsam sind Herausforderungen in sozialer Interaktion, Kommunikation und oft auch besondere Wahrnehmungsverarbeitungen. Die Ursachen sind multifaktoriell – genetische Faktoren stehen im Vordergrund, ergänzt durch biologische und Umweltfaktoren. Entscheidend ist: es gibt keinen wissenschaftlich belegten Zusammenhang zwischen Impfungen oder Paracetamol in der Schwangerschaft und Autismus.
Der Autismus-Mythos
Der Mythos, dass Impfungen Autismus verursachen, ist nicht neu. 1998 veröffentlichte Andrew Wakefield mit Kollegen eine Studie, die angeblich einen Zusammenhang zwischen der MMR-Impfung (Masern, Mumps, Röteln) und Autismus zeigte. Später stellte sich heraus: Die Daten waren manipuliert, Interessenkonflikte wurden verschwiegen. Die Studie wurde zurückgezogen, Wakefield verlor seine ärztliche Zulassung. Und doch hält sich der Mythos bis heute hartnäckig – ein Beispiel dafür, wie Fake News langlebiger sein können als wissenschaftliche Fakten.
Warum wirken solche Mythen so stark? Schlagzeilen arbeiten mit Vereinfachung. Sie reduzieren komplexe Zusammenhänge auf scheinbar einfache Erklärungen. „Ein Medikament = Autismus“ klingt eingängig und emotional – aber genau diese Reduktion ist das Problem. Wissenschaft bedeutet Differenzierung und viele Faktoren mitzudenken. Populistische Aussagen dagegen polarisieren, lenken Aufmerksamkeit und lassen Zweifel an bewährten Maßnahmen entstehen.
Warum Prävention Wahrheit braucht
Prävention lebt von Verlässlichkeit. Sie setzt voraus, dass Menschen Empfehlungen vertrauen können – etwa zu Impfungen, Medikamenten oder Lebensstilfaktoren. Wenn populistische Aussagen ohne Evidenz dieses Vertrauen untergraben, wird Prävention schwieriger – gerade dort, wo Einfluss ohnehin begrenzt ist. Gesundheitliche Risiken lassen sich nicht vollständig ausschalten. Aber man kann sie mindern: durch gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Psychohygiene, ärztliche Vorsorge und Impfungen. Damit diese Maßnahmen greifen, brauchen wir eine klare, faktenbasierte Grundlage.
Gesundheitsfakten statt Fake, aber wie?

✨ Seriöse Quellen nutzen – WHO, RKI, Cochrane, Fachzeitschriften (z. B. The Lancet, NEJM, JAMA) sowie nationale Fachgesellschaften. Diese liefern evidenzbasierte, unabhängig geprüfte Informationen. Viele dieser Institutionen und Journals sind inzwischen auch auf Social Media vertreten – so lassen sich valide Inhalte heute niederschwellig abrufen, ohne auf fragwürdige Quellen angewiesen zu sein.
✨ Vorsicht mit Schlagzeilen in sozialen Medien – vor allem, wenn sie einfache Antworten auf komplexe Fragen versprechen.
✨ Und ja: Selbst wenn es der Präsident der Vereinigten Staaten behauptet – oder vielleicht gerade dann ;-) – gilt: Fakten vor Parolen.
Einfache Erklärungen für komplexe Phänomene sind verführerisch, aber sie führen uns in die Irre. Wissenschaft bedeutet, genauer hinzuschauen – und Prävention ebenso: Sie lebt davon, Menschen mit Fakten handlungsfähig zu machen, nicht mit Schlagzeilen zu verunsichern.
🤍 ✨ Welche Erfahrungen habt ihr selbst mit widersprüchlichen Schlagzeilen oder Gesundheits-Mythen gemacht? Wenn euch Fragen beschäftigen – zu seriösen Quellen, zum Thema Autismus oder zu Prävention im Allgemeinen – meldet euch gerne.
Quellen:
– WHO. Autism spectrum disorders. 2023.
– Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP). Leitlinien Autismus-Spektrum-Störungen.
– Godlee F, Smith J, Marcovitch H. Wakefield’s article linking MMR vaccine and autism was fraudulent. BMJ 2011.
– Taylor LE et al. Vaccines are not associated with autism: an evidence-based meta-analysis. Vaccine. 2014.
– FDA, CDC. Statements on acetaminophen (Paracetamol) safety in pregnancy.
– Nature, Reuters, ABC News (aktuelle Berichterstattung 2025).



